Boulevard Longchamp

This entry is part 3 of 22 in the series Marseille
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Palais Longchamp

Montag, 3. März:

Es regnet! Was in den frühen Morgenstunden im Bett noch ganz angenehm klingt, lässt auf einen stark verregneten Tag schließen.
Zugegeben – da ich heute den ersten Tag mit Richard in Marseille alleine verbringe, bin ich mindestens so aufgeregt wie Madeleine wegen ihrem ersten Tag bei der La Provence. Der Regen macht es irgendwie nicht besser. Aber was muss das muss, und als wir aufstehen, hört es auch schon bald auf zu regnen. Nachdem Frühstück verabschiedet sich Madeleine zur Arbeit und wir beginnen unseren ersten Tag der Männerwirtschaft, oder intérieur de célibataire wie der Franzose wohl sagt.

Die ersten Hürden: duschen, fönen, anziehen und Richard davon abhalten, die steile Treppe hochzulaufen, den Gasherd anzumachen, den Geschirrspüler anzumachen und alleine auf den Balkon zu klettern. Madeleine ist noch keine halbe Stunde weg und ich bin schon total fertig. Aber letztendlich sind wir ausgehfertig. Das Regenwetter ist prädestiniert für Gummistiefel. Und mit diesen in der Kraxe ziehen wir los Richtung Palais Longchamp.

Dort angekommen, wechseln wir erst mal die Schuhe. Sofort wechselt auch Richard in den Turbomodus – von einer Pfütze zur nächsten. Es ist eine Freude ihm zuzusehen. Nachdem wir die Treppen erklommen haben, bietet sich eine wundervollen Aussicht über den Süden Marseilles. Es dauert nicht lange, bis ich nach dem ersten Gruppenfoto gefragt werde. Da es sich mit Richard doch etwas schwierig gestaltet, darf er natürlich gleich mit aufs Bild. Natürlich zu den Mädels – kleine Charmebolzen! icon smile Boulevard Longchamp

Bevor Richard in die richtig großen, seenähnlichen Pfützen vordringt verlassen wir den Park wieder. Die Stiefel sind leider auch nicht richtig dicht. Das nächste Mal muss ich unbedingt noch ein paar Wechselsachen mitnehmen. Da wir noch etwas Zeit haben und Marseille kleiner als gedacht ist, gehen wir noch ein Stück die Straße entlang, Richtung Cinq Avenues. Dort soll es wohl ein Einkaufszentrum geben, was uns eventuell ein schickes Mittagessen beschert.

Die erste Annahme war richtig Marseille ist kleiner als gedacht und so erreichen wir Cinq Avenues bereits an der nächsten Kreuzung. Ein Einkaufszentrum gibt es hier jedoch nicht. Dafür aber ein Haufen Geschäfte, unter anderem ein Casino (frz. Supermarkt). Die Preise sind leider auch hier nicht von schlechten Eltern. Allerdings um einiges billiger, als im Straßenladen um die Ecke. Und so gesellen sich zu Kraxe und Kamera noch zwei große Einkaufstüten hinzu. Marseille erscheint mir auf einmal doch wieder größer.

Ich kann nicht sagen, dass es ohne Pusten und Schnauben ging, aber ich bin die Treppe zu unserem Appartment schonmal wesentlich entspannter hochgegangen als noch in den letzten beiden Tagen. Ich glaube Marseille wird mir gut tun und ist in gewisserweise auch ein adäquater Ersatz ein kleinen Norwegentrip icon smile Boulevard Longchamp Auch was die Stadt angeht, hat sie an Flair und Charme in den letzten Tagen stark zugelegt. Nachdem wir unser Gepäck haben, unser Auto in Sicherheit ist und der erste Wochentag die Straßen wieder mit Leben füllt, ist Marseille doch nicht mehr so oll. Nette Menschen haben wir auch schon getroffen. Leider werden wir wohl sprachlich diesen Urlaub nicht auf einen Nenner kommen. icon sad Boulevard Longchamp

Zum Mittag gibt es Fischstäbchen mit Nudeln – was für ein Festmahl! Nachdem wir nun geeignete Zündmittel besitzen, macht der Gasherd richtig Spaß und ich weiß jetzt schon, dass ich ihn nach diesem Urlaub vermissen werde.

So, ich werde jetzt mal sehen, ob ich Richard noch irgendwie zum Schlafen bewegen kann.

16:15 – Richard schläft noch tief und fest. Ich habe ihn erst kurz nach zwei zum Einschlafen gebracht – was für ein Lotterleben. Kochen, Einkaufen, Wickeln, Baby ins Bett bringen… als ich dann noch die Handtücher auf die Wäscheleine gehangen habe, fühlte ich mich doch ein klein wenig entmannt.

Madeleine hat gerade angerufen. Sie ist jetzt beim Goetheinstitut und wird wohl in ‘ner halben Stunde fertig sein. Als ich Richard erzähle, dass wir gleich die Mama abholen, ist er hellwach. Ich muss ihn auch erst mal durch die Wohnung tragen, damit er sieht, dass sie sich nirgends versteckt hat. Das Wetter ist fantastisch. Unser Treffpunkt ist der Palais Longchamp. Da Richard und ich heute schonmal dort waren, kennen wir uns auf dem Gebiet schon gut aus. Ein entscheidender Vorteil, wenn man sich ohne funktionierendes Telefon fortbewegt. Wie haben wir das früher nur geschafft?

Madeleine sieht uns leider nicht und so müssen wir, die Treppen kaum empor gestiegen, schon wieder hinuntereilen. Aber Madeleine ist schon weg. Zum Glück funktionieren (warum auch immer) SMS’, und so warten wir am Fuße des Palastes auf ihre Rückkehr. Wieder vereint ist Richard aus dem Häuschen. Nach einem Eis und ein paar Pfützen verlassen wir den Park wieder. Die Umgangsformen sind hier scheinbar etwas rauher als zu Hause. Ein Fussball verfehlt Richards Kopf nur knapp und als er dem Roller eines anderen Jungen zu Nahe kommt, wird er gleich zurückgestoßen. Kein Wunder – nicht weit entfernt hinter dem Park beginnt die “Bad Area”. Somit müssen wir eigentlich froh sein, dass Richard nur gestoßen und nicht gleich mit der Waffe bedroht wurde. icon wink Boulevard Longchamp

Am Parkausgang Richtung Cinq Avenues wird auch gleich die erste Jugendgang von der Polizei verhört. Wir gehen weiter Richtung Casino und holen noch ein paar Lebensmittel. Im Gegensatz zu heute Mittag ist richtig was los. An der Kasse geht es trotzdem extrem gemütlich zu, kein Vergleich zu deutschen Supermärkten. Was irgendwie sein Vor- und Nachteile hat. Zu Hause gibt es noch die Rest vom Mittag und eine Fertiggericht. Aber irgendwie schmeckts trotzdem. Vor allem Madeleine. Sie hat den ganzen Tag noch nichts gegessen. In der Nähe der La Provence gibt es nichts und die Arbeitskollgen ziehen sich ihr Futter aus dem Automaten – irgendwie sehr animalisch.

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