
Streichholzmodell
Dienstag, 18. März 2014:
Während ich und Richard schon fest schliefen, kamen Madeleine und Oksana von ihrer Reise durch die irischen Pubs zurück. Interviewpartner fand Madeleine leider keine. Der Abend war aber wohl trotzdem schön. Heute wollten wir eigentlich einen Ausflug zu den Calanques (oder alternativ ins Künstlerdorf L’Estaque) unternehmen. Beide Ziele sind leider nicht so schnell erreichbar und deshalb mit Richards Tagesrhythmus schwer vereinbar. Wir entscheiden uns deshalb heute für eine Museentour. D.h. Oksana besucht die Museen. Wir bringen sie nur ins Zentrum und gehen dann zum Mittagsschlaf wieder nach Hause.
Heute ist Markttag. Wir entscheiden uns, bis ins Zentrum zu laufen. Als wir auf der Canebiere ankommen, sind wir sehr glücklich über unsere Entscheidung. Entlang der Canebiere findet eine Demo-Veranstaltung des öffentlichen Dienstes statt. Der Zug ist gut über einen Kilometer lang und blockiert sämtlichen Nahverkehr. Richard hat viel zu gucken. Als wir am Karussell vorbeikommen, ist die Demo natürlich nebensächlich. Ich kann Oksana zu einer Runde mit Richard überreden.
Als wir am Eingang zum Fort Jean bzw. dem oberen Eingang zum MuCEM ankommen, ist wie immer geschlossen. So großartig dieses Museum und dessen Anlage auch sind, es ist wirklich nicht einfach reinzukommen. Aber vielleicht ist das ja sogar Taktik. Heute ist Dienstag und Dienstag ist geschlossen :/
Eigentlich wollten wir uns hier gleich von Oksana verabschieden, aber wir begleiten sie noch ein Stück des Weges. Richard ist begeistert von Kränen und Bauarbeitern und ich habe Würstchengeruch in der Nase. Auf einmal stehen wir auch schon davor – die Kathedrale von Marseille! Und sie ist sogar geöffnet.
Gut, dass ich nicht schon eher umgedreht bin. Die Kathedrale ist wirklich einen Besuch wert. Zur aktuellen Tageszeit hat man sehr schöne Lichtspiele durch die vielen großen Buntglasfenster. Aus den Lautsprechern erklingen sakrale Männerchöre, welche der Halle noch mehr Atmosphäre verleihen. Richard lässt das kalt, er jagt die Muster auf dem Steinfussboden.
Nachdem wir die Kirche wieder verlassen haben, trennen sich unsere Wege. Auf dem Rückweg führt uns die Rue du Panier durchs Altstadtviertel. Zum Glück fahren die Straßenbahnen wieder und so sind wir bald zu Hause.
Richard war schon fast weg, aber als die alten Damen in der Bahn anfangen, mit ihm zu schäkern, ist er wieder hellwach. Zu Hause mag er dann auch nicht mehr einschlafen und nimmt stattdessen das Bett auseinander. Kurz bevor er eingeschlafen ist, kommt Madeleine kurz nach Hause. Toll, Richard ist wieder munter. Ich muss ihn durch die ganze Wohnung tragen, damit er sich davon überzeugen kann, dass Madeleine nicht mehr da ist. Dann schläft er vollkommen fertig gegen drei ein.
Dementsprechend ist der Nachmittagsplan auch hinfällig. Eigentlich wollten wir in einen Park in der Nähe vom Prado. Allerdings sind wir erst halb sechs auf den Beinen. Wir holen Oksana am alten Hafen ab. Die Zeit reicht noch für eine Runde Karussell und ein wenig Restsonne tanken am Hafen. Dann machen wir uns auf den Heimweg.