La Grande Roue de Marseille

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Grande Roue

Dienstag, 11. März 2014:

Madeleine ist heute Vormittag mit Gwenola am alten Hafen verabredet. Im MuCEM ist eine Pressekonferenz, an der beide teilnehmen. Das ist natürlich eine super Gelegenheit für uns, den Vormittag zusammen zu verbringen. Auch wenn es schwer fällt, stehen wir dafür heute auch mal etwas eher auf. Auf dem Weg zum Hafen kommen wir an den Straßenmärkten vorbei, und so bekomme ich die Möglichkeit, ein paar urbane Szenen mit der Kamera einzufangen (das macht sich alleine mit Richard sonst sehr schwierig). Dabei muss man wirklich aufpassen. Hier und da darf man Zeuge der handwerklichen Fähigkeiten unserer Nachbarn werden. Beim C&A steht ein Baugerüst (immerhin). Auf dieses ist ein Bauarbeiter(?) geklettert. Wahrscheinlich will er das Gerüst mit Gaffa fixieren. Auf jeden Fall hat er einen großen Hammer dabei, welchen er – wie sollte es auch anders sein – zum Transport zwischen seine Beine geklemmt hat. Wir Passanten dürfen direkt drunter durch gehen. Vive la France!

Auf dem Fischmarkt ist heute auch richtig was los. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir heute so zeitig hier sind.
Richard kann sich für die oft noch zappelnden, gequälten und nach ‘Luft’ schnappenden Meeresbewohner nur schwer begeistern. Ist auch verständlich. Ein Fischmarkt ist eben kein Streichelzoo. Ich glaube, auch Madeleine wird erst mal keinen Fisch mehr essen. Zum Glück gibt es ein paar Meter weiter eine Rolltreppe zur Metro und natürlich das Riesenrad!

Nachdem wir mit Richard einmal Rolltreppe gefahren sind, entdeckt er das Riesenrad. Ich verschwinde wieder hinter meiner Kamera und begebe mich unter die Fischer. Als ich zurückblicke, sehe ich Madeleine wie sie verzweifelt versucht, Richard an der Kasse des Riesenrads zu bändigen. Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir noch 20 Minuten haben. Also los – rein in die Gondel. Wir waren eigentlich etwas skeptisch, wie sich Richard in der Gondel so halten wird. Wenn er seine 5 Minuten kriegt und anfängt, sich aus unseren Armen zu winden, könnte die Situation schnell gefährlich werden. Aber in diesem Moment denken wir nicht so weit, es geht alles zu schnell. Ich lasse sogar unsere Kraxe mit Geld, Fotoausrüstung und Papieren am Fahrerhäuschen. Ob das wohl gut geht?

Als wir in der Luft sind, weise ich Madeleine nochmal darauf hin, dass sie eigentlich diejenige von uns ist, die mit Gondeln kein Problem hat. So wie es aussieht, sind wir wohl beide gerade etwas unglücklich mit der Situation. Aber die Fahrt ist angenehm ruhig. Madeleine ermahnt mich nur immmer wieder, wenn ich mich zu doll bewege und die Gondel anfängt zu wackeln und sich zu drehen. icon smile La Grande Roue de Marseille

Richard ist während dessen ganz still und guckt aus der Gondel. Er ist sich wahrscheinlich auch noch nicht so sicher, was er von dieser neuen Erfahrung halten soll. Nach vier Runden ist es vorbei. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und als wir aussteigen, währt sich Richard unter Tränen. Ich glaube, wir müssen das in diesem Urlaub mindestens noch einmal wiederholen.

Noch 4 Minuten! Wir laufen zum Treffpunkt – dem Café OM. Da wir deutschen ja mal wieder zu zeitig da sind, setzen wir uns erst mal. Kaum geschehen, steht auch schon die Bedienung an unserem Tisch und verweist uns des Platzes. Da wir nichts essen wollen, müssen wir auf die andere Seite – irgendwo zwischen die Raucher. Danke! Ist ja nicht so, dass die ganze ‘Essenseite’ leer ist.

Als wir unsere Getränke haben, ist auch schon Gvenola da. Die beiden müssen sich beeilen und ich bleibe mit einem schokoladenverschmierten Richard zurück…

Auf dem Heimweg kaufen wir noch ein paar Ansichtskarten und eine Windrad, später Eier und Milch. Heute Mittag gibt es Spinat!

Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus zum weit entfernten Pradostrand. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich mal in irgendeinem Reiseführer gelesen habe, dass es da ganz toll für Kinder ist. Unterwegs kommen wir wieder am Plage de Catalans vorbei. Kurz danach führt die Route direkt an der Steilküste entlang. Die Aussicht ist wundervoll und ich überlege immer wieder, ob wir vielleicht schon eher aussteigen. Doch auf einmal sitzt eine Mutter mit ihrem Sohn hinter uns auf der Bank. Der Kleine ist genau so ein Kasperkopp wie Richard. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Die zwei verstehen sich auf Anhieb, inklusive Grimassen schneiden und rumblödeln. Und dann sind wir auf einmal doch schon am Plage Roucas Blanc, der nächstgelegenen Haltestelle zum Pradostrand.

Als wir aussteigen ist es überwältigend – klare Luft und einzig der Geruch von Meer und frisch geschnittenem Rasen in der Nase. Vor uns liegen grüne Hügel einer Parkanlage, die scheinbar zum Strand führt. Daneben eine kleine Bucht mit ein paar Schiffen, Auf der anderen Straßenseite stehen überall kleine Häuser, und links und rechts Palmen. Die Gegend erinnert mich stark an Motive, die ich von der Cote d’Azur kenne. Hier fühle ich mich sofort wohl. Richard auch. Im Park begegnen uns permanent Hunde, die Gassi geführt werden. Total spannend für Richard, dabei hat er selbst vor den Kleinsten soviel Respekt, dass er immer wieder bei mir Schutz sucht. Der Strand ist leer und riesig. Vor uns im Meer sehen wir Surfer, rechts von uns können wir die Inseln vor Marseilles Küste in ihrer Gänze bewundern, und links von uns liegen die Berge. Vor ihnen erheben sich vollkommen untypisch mehrere riesige Wohnblöcke. Hat von hier aus betrachtet einge gewisse Eleganz.

Der Strand besteht aus feinen Kieseln. Da macht das Steine schmeißen schnell keinen Spaß mehr. Also auf zum Spielplatz! Dort gibt es eine Rutsche, aber die ist ja für Babys. Richard interessiert sich natürlich für den Kletterparkour, der selbst für geübte Erwachsene anspruchsvoll ist. Die Sonne steht bald tiefer und wir machen uns langsam auf den Heimweg.

Die ersten Stationen laufen wir ab und genießen die Aussicht. Es ist wirklich toll hier. Wir müssen mit Madeleine unbedingt nochmal wiederkommen. Im Bus ist Richard schon wieder daran die Mädels zu verführen, und er hats echt drauf. Da wird gelacht und gezwinkert was das Zeug hält. Grimassen schneiden, verstecken spielen, Theater – er fährt mächtige Geschütze auf und geht immer als Sieger nach Hause. Jedesmal wenn er zwinkert, muss ich an künftige Unterhaltszahlungen denken, die wir später mal für ihn zahlen müssen … OMFG. Als wir zu Hause ankommen, erwarten wir schon Madeleine und einen gedeckten Tisch. Aber wie es eigentlich zu erwarten war, ist sie auch noch nicht zu Hause. Vollkommen erschöpft stelle ich mich für Richard an den Herd. Währenddessen klettert Richard auf die Sitzecke zum Bücherregal. Dort befindet sich eine Ansammlung von Büchern, welche wohl immer mal wieder von Gästen hiergelassen wurden. Unter diesen Schätzen befindet sich auch ein Ungezieferquartett! Wir sind uns nicht ganz sicher, ob es Zufall ist oder das Quartett irgendwie zum ‘Notfallset’ gehört. icon smile La Grande Roue de Marseille

Kurz vor 9 ist dann auch Madeleine zu Hause. Ich kann sie noch hören: “… in Marseille gibt es eine 35 Stundewochen … ich werde bestimmt nicht voll eingespannnt … wir können die Nachmittage bestimmt zusammen verbringen …”. ^^

Naja, eigentlich bestätigt das nur meine Erwartungshaltung. Vielleicht liegt der lange Tag aber auch an ihrer heutigen Korrespondenz mit dem Goetheinstitut. Ausserdem sind Richard und ich schon dicke miteinander, und Madeleine hat vollkommen Recht, wenn sie sagt das ich Glück habe. Mein Aufenthalt hier ist eigentlich wie eine kleine Elternzeit, und die bekommt man normalerweise nicht so einfach. Ich habe dadurch in den letzten Tagen so viele schöne Momente mit Richard gehabt – was will ich mehr? icon smile La Grande Roue de Marseille

Heute ist übrigens Halbzeit und ich bin mir sicher, die zweite Hälfte wird richtig dufte!

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2 thoughts on “La Grande Roue de Marseille

  1. ja da war die E-Mail-Adresse die mir Elke aus meiner Wohnung gab fast richtig,nur hatte ich googlemail auseinandergeschrieben.Ich freue mich,daß es Richard wieder besser geht,und daß ihr ein schönes Wochenende hattet.Mit den Katzen ist alles ok.,nur jeden Früh machen sie Arbeit.

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