Cassis

This entry is part 8 of 22 in the series Marseille
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L’enfant terrible

Samstag, 8. März 2014:

Langsam geht es Richard wieder besser. Die Nacht war heftig, aber zumindest der Vormittag und der Mittagsschlaf tun ihm richtig gut. Vielleicht liegt es auch daran, dass Madeleine hier ist, und wir den Vormittag ganz entspannt zusammen verbringen können. Das Wetter ist auch bombig. Wie ich gelesen habe, haben wir wohl Anfang der Woche noch das Ende einer Schlechtwetterfront miterlebt, welche den Mittelmeerraum heimsuchte ().
Ab Ende dieser Woche sind aber erst mal auf lange Sicht sonnige 20° angesagt.

Heute zum internationalen Frauentag ist auch in Marseille ordentlich was los. Kann natürlich auch sein, dass das jedes Wochenende so ist. Auf jeden Fall herrscht auf den Straßen ein buntes Treiben, und Richard hat allerhand zu gucken. Ich lasse bei dem Wetter meine Sandalen, die ich eigentlich als Hausschuhe nutze, gleich an. Wenn ich mir den Dreck auf der Straße vor mir so anschaue, bin ich nicht mehr sicher, ob das die Beste Idee war. Madeleine hat dafür nur meine Karos im Sinn. Sie verursachen Augenkrebs meint sie. Egal, ich komme aus Deutschland – vielleicht denken ja die Marseillais einfach, da laufen alle so rum! Na gut, ich lass mich doch noch belehren und tarne mein Karohemd einfach mit einem schwarzen Pullover. Besser!

Ein Stück weiter auf der La Canebière Richtung alter Hafen sind sogar ein paar Trödler unterwegs. Zigeunerfrauen mischen sich mit ihren schillerndsten Röcken unters Volk, und auf dem Jahrmarkt erhalten wir frisches (und bezahlbares) Obst und Gemüse. Unseren Vermieter treffen wir auch, und bei einem kurzen Plausch gibt er uns noch wertvolle Tipps zu Ausflugzielen und zur Verwendung der ÖPNV Tickets. Ausserdem werden wir noch darüber belehrt, dass Marseille wohl auf Platz 4 der Städte Europas mit der höchsten Luftverschmutzung liegt. Ob das jetzt unbedingt ein Pro-Argument ist, weiß ich auch nicht.

Schon ist es Mittag und Richard fängt wieder an zu bellen. Also geht es zurück nach Hause. Mittagessen gibt es heute auf unserer super Sonnenterasse. Vielleicht hilfts ja.

Nach einer recht entspannten Mittagsrunde für die ganze Familie kommen wir doch nochmal in die Gänge, und fahren unser Auto spazieren. Unser Ziel heißt Cassis. Es ist nur knapp 30 km und damit für hiesige Verhältnisse weit entfernt. Das ewige Stop-and-Go durch die kleinen verwinkelten Straßen Marseilles zieht sich, aber für Richard ist das genau richtig. Er chillt im Auto und harrt der Dinge die da kommen. Ich hingegen genieße es regelrecht, endlich wieder Auto zu fahren, und gewissermaßen voranzukommen. Manch einer hat sicher ein Problem mit dem hektischen Straßenverkehr im mediterranen Raum. Enge Straßen, Hupkonzerte, Motorroller, variable Spuranzahl und suizidgefährdete Fußgänger… hier wird im Prinzip von allen Seiten geschossen. Man muss sehr konzentriert fahren und sich die Stvo (sofern vorhanden) nach Maß zurechtbiegen. Ich liebe es! Dieses Fahrgefühl gehört sicher auch zu den Dingen die ich vermissen werde, wenn wir wieder in Deutschland sind. icon smile Cassis

Um nach Cassis zu kommen, müssen wir über die Berge. Die schnellere Variante über die Autobahn kostet uns 1,10€ Mautgebühr. Und da liegt es auch schon vor uns – das Meer. Haben wir echt eine Woche gebraucht, um bis an die Küste zu kommen? Besser spät als nie. Wir erreichen einen schicken Steinstrand bevor die Sonne untergeht. Richard ist ganz aus dem Häuschen. Soviele flache Steine zum Werfen. Er weiß gar nicht, mit welchem er anfangen soll. Auf dem Rückweg laufen wir noch bis zum Hafen, müssen dann aber abbrechen. Richard ist total erledigt. Der Ausflug war zwar kurz, aber lohnenswert. Ich glaube, Steinstrand ist auch für die nächsten Tage genau das richtige für Richard (obwohl wir ihm die Gummistiefel noch ausreden sollten, die müssen zur Zeit immer in der Kraxe mit – man weiß ja nie).

Als ich den Tisch decke fällt mir auf, dass das Geschirr dreckig ist. Bei Gelegenheit muss ich mir mal erklären lassen, warum man das Geschirr sauber in die Geschirrspülmaschine packem muss, damit sie funktioniert. Mir kommt es heute schon vor wie Sonntag – ein tolles Gefühl (wenn Samstag ist) icon smile Cassis

1:41 Unser Kind schläft tief und fest. Nach den letzten Tagen kommt uns das irgendwie unheimlich vor.

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