USA 2013, Tag 35 – .282 Meilen unterm Meer

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sunny side of the moon

Montag, 22. April:

Als wir das erste Mal aus dem Wagen lunschen, ist es bereits taghell, und der ganze Glanz und Glamour der gestrigen Nacht verflogen. Wir sind auf dem KOA Campingplatz, der aussieht wie ein oller Parkplatz, umringt von Betonklötzen und die Sonne brennt.
Dabei ist es erst 7:18. Der Wecker hat noch nicht mal geklingelt. Wie sich später herausstellt, liegt unser verkorkstes Zeitgefühl daran, dass wir gestern schon wieder eine und zwar die letzte Zeitzone überschritten haben. Wir leben ab jetzt und bis zum Ende unserer Reise nach Pazifikzeit (DD-10 Stunden).

Aufmerksame Leser können an dieser Stelle wohl einen Continuity-Fehler feststellen! Wie sind wir also von 7 ohne Umwege auf 10 Stunden Zeitversatz gekommen? Wir wissen es auch nicht. Eine Rolle spielte auf jeden Fall die Umstellung auf Sommerzeit in Deutschland, und das Vorhandensein mehrerer auf unterschiedliche Zeitzonen eingestellte Uhren unsererseits. Irgendwann haben wir das dann aber auch mitgekriegt.
[Nachtrag: L.A. sei dank haben wir endlich vernünftiges Netz, und ich bin mir nun, da ich diese Zeilen schreibe, sicher, dass wir in DD-9 Stunden leben]

Früh in den Sanitären treffe ich doch glatt den Holländer wieder (unsere WoMo-Nachbarn in Zion – Überführung von Chicago nach SF mit ganz viel kalt). Er meinte, wir müssen uns unbedingt noch die großen Casinos auf der anderen Hälfte des Vegas Boulevards anschauen. Die Empfehlung, dafür noch einen Tag länger zu bleiben, ließen wir uns zwar kurz durch den Kopf gehen, haben aber die Idee gleich wieder verworfen.

Der Gedanke, den ganzen Tag in der Hitze abzuhängen, um Abend mit Richard irgendwelche (zwar mit beeindruckenden Unterhaltungswert ausgestatteten, aber dennoch nur) Hotelcasinos zu bewundern, wollte nicht so recht fruchten.

Wir wollten natürlich wenigstens noch den Pool benutzen, bevor wir weiterfahren. Während Madeleine noch bloggt, testen wir mit Richard zusammen schon mal das Wasser. Resultat: Wasser im Becken zu kalt, Wasser im Whirlpool zu heiß, Schatten bald nahe Null, Richard nicht amüsiert. Auf ins Death Valley!

Wir verlassen Vegas, und blicken gern zurück. Diese Stadt hat uns echt mitgerissen. Sie ist anders als man sie sich vorstellt, und anders als die typische amerikanische Großstadt. Vielleicht kommen wir ja irgendwann nochmal zurück. Dann aber partytauglich! icon smile USA 2013, Tag 35   .282 Meilen unterm Meer

Die Straßen zum Death Valley ziehen sich. Seitdem wir gestern den Zion und damit das Coloradoplateau verlassen haben, bekommen wir endlich mal ein Gefühl für das oft beschriebene weite Land. Die letzten 4500 Meilen war davon nicht viel zu sehen. Seit Nevada fahren wir auf Highways die scheinbar endlos geradeaus führen durch die Wüste (ein Abschnitt verlief mind. 20 Meilen schnurgerade). Wenn man Roadtrips mag ist es ein tolles Gefühl, ansonsten wohl eher weniger. Was immer noch fehlt sind allerdings die angeblich so einsamen Straßen mit Entfernungen, bei denen man sicherheitshalber am Besten gleich zwei Benzinkanister mitschleppt. Selbst im Death Valley waren viele Leute unterwegs, und hier ist noch nicht mal Hauptsaison icon smile USA 2013, Tag 35   .282 Meilen unterm Meer

Fairerweise muss ich dazusagen, dass wir uns kaum abseits der großen Straßen/Wege bewegt haben. Da gibt es sicher noch Potenzial…

Aber ich schweife mal wieder ab.

Von Las Vegas Richtung Death Valley gibt es lange, weite Straßen. Irgendwo rechter Hand muss die Area 51 liegen.Allerdings ist der dazugehörige militärische Bereich so groß und schlecht kartographiert, dass es nicht lohnt, Richtung Groom Dry Lake zu fahren. Ansonsten ist es hier recht öde. Daran ändert auch die Überquerung der Landesgrenze zu Kalifornien nichts. Es ist einfach nur heiß und Krähen kreisen über unserem WoMo. Der Klassikrocksender spielt Songs von Pink Floyd’s Dark Side of the Moon, und wir fahren hinab in das Tal des Todes.

Erster Halt ist der Parkeingang. Statt Pförtnerhäuschen gibt es hier nur einen Automaten zum bezahlen des Eintritts und eine Box, in der die Prospektheftchen liegen. Eigentlich logisch – wer will schon bei maximal knapp 60°C den ganzen Tag in nem Pförtnerhäuschen abhängen. Wenn man sich das hier so anschaut, liegt der Gedanke nahe, dass das Death Valley so eine Art Straflager ist. Parkwächter die mal so richtig Scheiße gebaut haben, werden hierher versetzt icon smile USA 2013, Tag 35   .282 Meilen unterm Meer

Nächster Halt ist Zabriskie Point – ein Aussichtspunkt über dem Tal. Es sieht hier mal wieder so richtig nach Tagebau aus. Die Gegend ist nicht hübsch und hat auch nichts zu bieten, und obwohl man die langweiligen Bilder schon aus dem Reiseführer kennt, kommt man nicht drumrum und knippst selber drauf los. Es hat einfach eine gewisse Faszination. Zum einen ist es brennend heiß und extrem hell, zum anderen wächst hier wirklich absolut nichts! Auf einer Infotafel erfahren wir, dass das Valley schon lange ein Boraxabbaugebiet ist.
Der Versuch sich hier auf die Steine zu setzen, wird sofort mit einem heißen Hintern bestraft.

Richard zuliebe begrenzen wir unsere Aussenaufenthalte auf ein Minimum. Erschwerend kommt hinzu, dass die Steigungen hier sehr tückisch sind, und man möglichst untertourig und ohne Klima fahren sollte. Im Auto ist es bald recht warm. Der Boden der Fahrerkabine brütet vor sich hin. Wenn man aber mal kurz draußen war, ist es im Auto aber wieder ganz angenehm icon smile USA 2013, Tag 35   .282 Meilen unterm Meer

Nächster Stop: Furnace Creek – eine Siedlung(!) im Death Valley. Wer hier lebt, muss wirklich sehr auf Sonne stehen. Kurz vor Ortseingang signalisiert uns ein Schild, dass wir soeben den Meeresspiegel erreicht haben. Neben diversen Übernachtungsmöglichkeiten unter Palmen gibt es einen General Store und eine Tankstelle. Der Sprit kostet hier auch gleich mal doppelt so viel.

Wir haben es noch nicht mal Mittag, und es sind schon 40°C. Die Toilettensitze sind schön angewärmt, und das Waschwasser entspricht dem einer heißen Badewanne. Mit dem Auto stehenbleiben möchte man hier glaube ich nicht. Das Visitor Center bietet die Möglichkeit, uns und vor allem Richard wieder runterzukühlen. Überall stehen Warnschilder wegen Dehydrierung. Furnace Creek befindet sich schon 190 Fuss unterm Meeresspiegel, aber bevor wir das Tal wieder verlassen, müssen wir mit Badwater unbedingt noch den tiefsten Punkt Nordamerikas bereisen.

Die Fahrt dorthin gibt einem wieder das Gefühl, nicht mehr auf diesem Planeten zu sein. Vielleicht eher in einem Mondkrater. Die Felsen und Gesteinsmassen türmen sich direkt am Straßenrand auf. Farbe und Form erinnern an Vulkankrater, und es scheint in der Weite, als ob es nichts anderes existiert.

Endlich, der Pfad zum tiefsten Punkt Nordamerikas liegt vor uns. Er taugt nur für ein Foto, den Rest kann man nur versuchen zu beschreiben. Der Parkplatz bei Badwater liegt direkt an einer riesigen “Kraterwand“ aus Schutt und Felsbrocken. Auf halber Höhe erkennt man in der Felswand ein Schild: “Meeresspiegel“. Die Tatsache, dass man sich unter dem Meeresspiegel befindet ist ein eigenartiges Gefühl. Durch das Fehlen jeglicher Vegetation hat man kein Gefühl für die Höhe der Wand, oder die Größe der Gesteinsbrocken. Erst durch den Vergleich mit den Autos auf dem Parkplatz werden einem die Dimensionen bewusst, und dir kleinen Geröllhaufen werden zu Giganten.

Auf der anderen Seite liegt der Pfad zu besagtem Punkt in einem endlosen Feld aus aufgebrochener Salzkruste. Der Weg ist komplett weiß, und besteht ebenfalls aus Salz. Ab und zu ist mal eine kleine Mulde zu sehen. Wenn man reintritt, kann man sehen, wie das Grundwasser durchsickert. Ein paar Minuten, und ich bin total durchgeschwitzt. Mein Handy meldet: “Blitzfunktion deaktiviert. Gerätetemperatur im kritischen Bereich!“ Schnell ein paar Fotos gemacht, und zurück zu Madeleine und Richard, die schon längst wieder im Auto sind.

Die Fahrt aus dem Tal erweist sich als,überaus langwierig. Richard bekommt kalte Wickel, da der Kindersitz ihn zusätzlich aufheizt. Die nassen Lappen findet er gar nicht lustig. Unterwegs sehen wir auf einmal zwei Radfahrer mit Rennrad und Trinkflasche, kein Gepäck. Ganz schön abgefahren. Wir sind jedenfalls froh, als wir höhere Lagen erreichen, und es wieder Sinn macht, die Luft von draußen reinzulassen.

Die erste Stadt, die wir ausserhalb des Death Valleys erreichen, ist Trona. Hier wird Mineralabbau im großen Stil betrieben. Eine Fabrik scheint die ganze Stadt zu ernähren. Allerdings schien es früher besser zu laufen. Runtergekommen beschreibt es nicht im Ansatz. Es ist eine halb verfallene Geisterstadt. Trotzdem gibt es in all dem Verfall Geschäfte, ein Seniorenheim und sogar ein Museum. Irgendwo wird vor der Autowerkstatt die Straße gefegt, während  links und rechts davon Häuser und Grundstücke schon komplett verfallen sind.

Die Restarea in dieser Wohlfühloase lassen wir links liegen, und fahren weiter nach Ridgecrest auf den Walmart Parkplatz. Als letztes Highlight für heute gehen wir shoppen. Der Walmart hat zwar keine Frischwaren, aber Richard hat trotzdem seinen Spaß. Wenn er im Einkaufswagen sitzt, blüht er richtig auf. Meistens schäkert er mit den Älteren, aber manchmal kommen auch Gespräche mit Gleichaltrigen zustande. Dazi muss man sie einfach bloß nebeneinander im Gang parken. icon smile USA 2013, Tag 35   .282 Meilen unterm Meer

Nachdem wir Gestern im Heart Attack Grill das letzte Abendmahl mit allen ansässigen Fastfoodmaskottchen gesehen haben, wollen wir es wissen. Heute Abend: Carl’s Jr.

Also nochmal ein schnelles Fastfood Dinner, und dann gute Nacht!

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One thought on “USA 2013, Tag 35 – .282 Meilen unterm Meer

  1. Vielleicht gelingt e mir ja nun kurz vor Eurer Heimreiseeine Antwort zu hinterlassen.
    Bei Richard sieht man ja, dass Fastfood die Körperzellen aufbaut und er nach dem 09. 05. beim Umzug tatkräftig zupacken kann?!
    Zur Zeit brennt uns die Sonne ordentlich auf den Pelz. Nun warten wir wieder dringlichst auf den Regen.
    Es ist aber alles schon schön grün und wird Euch auch wieder gefallen.
    Horst.

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