USA 2013, Tag 33 – Angels Landing

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luftige Höhen

Samstag, 20. April:

Ich habe mich wohl gestern mit dem Begriff Canyoning etwas vertan. Nach dem Studium einschlägiger Lektüre (Wikipedia) ist zwar die Schreibweise zufällig korrekt (in den USA sagt man eigentlich Canyoneering), allerdings beschreibt dieser Sport das Begehen der Schlucht (daher “Schluchteln“ icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing ) von oben nach unten. Wir wählten die andere Richtung. Aber das nur am Rande.

Der Zeltplatz ist mittlerweile ziemlich voll, und wir sind von ganz vielen Cruise America WoMos eingeparkt. Sieht ein wenig aus wie einr Verleihstation icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing
Abrr es ist beruhigend zu wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die ihr WoMo von dieser Firma haben.

Wir haben uns im Internet die Wandermöglichkeiten nochmal etwas genauer angeschaut, und sind zu dem Schluss gekommen, dass die großen Touren in luftige Höhen vielleicht doch etwas ungeeignet sind, wenn man Höhenangst hat und ein Baby auf dem Rücken. Da die Meinungen darüber im Netz auseinandergehen, werden wir natürlich erst mal probieren, wie weit wir kommen.

Die Duschen hier sind auf dem neuesten Stand und werden mit Coins gefüttert. Pro Tag bekommt man eine und kann somit einmal pro Tag duschen. Die Zeit ist auf 6 Minuten begrenzt, das ist ganz schön lange. Madeleine hat mir gerade gesagt, dass sie immer schon vorher ausgemacht hat. Ich nicht! Zugegebenermaßen ist es zum Ende immer etwas langweilig, aber man nimmt was man kriegt icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing   

Als wir ins Shuttle steigen, werden wir von einem Mann ausgefragt, wo wir herkommen etc. Er scheint das auch schon mit allen anderen gemacht zu haben. Ist erstmal ganz lustig. Kurz vorm Ende der Fahrt holt er noch ein Kärtchen mit Telefonnummer raus, und erzählt was von nem kostenlosem Video, das uns nach Deutschland geschickt wird, wenn wir anrufen. Auch gut, aber bei kostenlos kann man eigentlich nur hellhörig werden. Auf der Karte steht was von Jesus Christ Church und Mormonen. Im Video geht’s sicher um Werbung. Ich glaube, die Jungs müssen Kunden werben, um in den Himmel zu kommen. Wir treffen ihn und,seine Familie jedenfalls noch ein paar mal auf den Wanderwegen, und auch dort werden fleißig Karten verteilt.

Die Mittagszeit ist sicher nicht die beste Zeit um zu starten, aber was solls – wir sind halt nicht so die Frühaufsteher. Davon geht die Welt nicht unter. Bepackt mit Kraxe und Rucksack machen wir uns auf den Weg Richtung Gipfel.

Von unten kann man sehr schön die Wanderer auf steilen Anstiegen an der Felswand beobachten, zugegeben mit etwas Respekt. Wir merken aber bald, dass es schwerer aussieht, als es ist.

Den Hauptteil des Weges folgen wir dem West Rim Trail. Die Steigung ist ordentlich. Der Pfad ist teilweise sehr schmal und direkt am Abhang, aber definitiv ungefährlich. Ab einer gewissen Höhe wird natürlich der Abstieg für Höhenängstler etwas unangenehm, aber alles kein Ding. Etwas später tauchen wir in eine Schlucht ein, die für sich genommen mal wieder starke Ähnlichkeit mit Pfaden im Elbsandstein- bzw. Mittelgebirge hat. Am Einstieg in diese Schlucht sehen wir die ersten Kletterer, die sich abseits des Weges in die Felsen schlagen.

Unterwegs sehen wir Streifenhörnchen, ziemlich große Schmetterlinge und kleine Eidechsen. Aber am meisten fallen die Leute auf, die uns von oben entgegengerannt kommen. Bei den ersten dachte ich noch, die haben was vergessen, aber in der Masse muss es wohl doch irgendeine neue (wohl ziemlich bescheuerte) Trendsportart sein. Von Trailrunning habe ich natürlich schon gehört, aber der Weg ist fast komplett zementiert, es gibt keine 5 Meter ohne eine Touristen und wir haben noch niemanden nach oben rennen sehen!

Die Babykraxe macht schon den ganzen Urlaub Eindruck auf Einheimische und Schaulustige, besonders wenn Madeleine Richard trägt (ist hier wahrscheinlich noch nicht so verbreitet). Aber heute war wirklich ein besonders inspirierender Tag. Wir wurden Warriors und Hardcore Family genannt, dienten als Musterexemplar für die “starken Deutschen“, und Madeleine wurde für ihre Leistung sogar die Hand geschüttelt. Dabei haben wir schon wesentlich schwerere Strecken mit mehr Gepäck gemeistert, und im Vergleich mit einigen Freunden und Bekannten sind wir sicher nicht besonders fit. Aber da können wir uns diesmal wohl wirklich auf die Schulter klopfen. icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing

Nach ca. einer Stunde schweißtreibenden Anstiegs erreichen wir die Weggabelung von West Rim Trail und Angels Landing. Nuf noch ein kurzes Stück, und drr Endpunkt für verantwortungsvolle Eltern ist erreicht. Aber sind wir denn verantwortungsvoll? Natürlich icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing Zeit für eine ordentliche Pause. Wenn man ein paar Meter Richtung Rand geht, und über die Klippen schaut, bietet sich einem eine atemberaubende Aussicht ins Tal. Das ist jetzt definitiv nichts mehr für Höhenangstler. Madeleine ermutigt mich, bis an den Gipfel zu gehen, aber ich mache lieber noch ein paar Bilder von der absolut genialen Sicht ins Tal. An den Steilwänden kann man bei genauerer Betrachtung auch Kletterer wahrnehmen. Allerdings nur noch in Punktgröße. Viele Aufstiege am Berg dauern hier zwei Tage.

Als ich wieder zu Madeleine und Richard zurück gehe, werfe ich nochmal einen Blick zum Klettersteig. Ach was soll’s denke ich mir – so weit wird’s schon nicht mehr sein. Ich werfe noch schnell einen Blick zu Madeleine, aber sie ist gerade mit Richard beschäftigt. Dann mache ich mich auf zur Spitze.

Der Weg ist eigentlich nicht schwer. An kniffligen Stellen hat man dicke Eisenketten zum festhalten, der Rest geht frei nach oben. Das einzige Problem stellt der Abgrund dar. Man darf halt nicht daneben treten. Das letzte schwierige Stück hat über eine lange Distanz keine Sicherung mehr. Kein Mensch in Sichtweite – irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich überlege ob ich weitergehe, und entscheide mich dagegen. In diesem Moment fällt mir ein, dass Madeleine mich wahrscheinlich schon sucht. Sie hat nicht gesehen, dass ich mich zum Gipfel aufgemacht habe. Das Kopfkino beginnt. Hoffentlich denkt sie nicht, ich sei irgendwo gestürzt. Ich will mich beeilen, stecke aber in einer Gruppe fest die gerade absteigt. Besser so – zweimal bekomme ich die Kette aus hast noch gerade so zu greifen.

Wieder am Rastpunkt bestätigt sich meine Befürchtung – Madeleine und Richard sind weg, nur noch mein Rucksack steht dort. Aber zum Glück kann ich die beiden gleich ein Stück eeiter hinten zwischen anderen Touristen ausmachen. Noch ein paar Fotos, und dann gehts wieder zurück.

Der letzte Abschnitt liegt mittlerweile schon im Schatten, und es ist etwas frisch. Unten im Tal machen wir darum erst mal ein kleines Picknick am Fluss. Bei der Gelegenheit können wir Richard ein bisschen krabbeln lassen, und uns drei auch gleich noch ein wenig aufwärmen.

Es ist noch nicht so spät, und wir wandern gleich weiter zu den Emerald Pools. Hier kann man saisonal richtig tolle Wasserfälle sehen. Leider ist zur Zeit wasserfallmäßig nicht allzuviel los, und auch den Weg hinter den Wasserfall haben qir uns etwas anders vorgestellt, aber es ist trotzdem ganz nett (heute hätte ich das Stativ natürlich gebrauchen können :-/). Vor allem die Aussicht entschädigt, und ist schon alleine eine Tour wert. Wie auch gestern schon, beim Aussichtspunkt der hängenden Gärten, hat man wieder das Gefühl, irgendwo tieg im Dschungel zu stecken. In einem Land vor unserer Zeit oder so. Fehlt nur noch der Flugsaurier und ein riesiger Wasserfall, aber dafür hab ich ja Photoshop icon smile USA 2013, Tag 33   Angels Landing
Dafür können wir weit unter uns Rehe sehen, die in reissender Strömung den Fluss überqueren!

Mittlerweile ist es schon spät, und wir sind auch schon ganz schön alle. Der Mond leuchtet schon über den Gipfeln, die vom.Sonnenuntergang in ein tiefes rot getaucht werden. Höchste Zeit zum WoMo zu kommen. Leider stehen wir vor einrr Sackgasse. Der Weg ist gesperrt, da durch die Schneeschmelze Teile des Weges weggespült wurden. Der Weg zurück wird wohl noch etwas dauern.
Wir gehen weiter zu den Lower Emerald Pools. Von dort aus kommen wir – oh Wunder – doch noch zu unserer angepeilten Haltestelle. Wird auch höchste Zeit, Richard sind gerade vor Müdigkeit die Augen zugefallen. Der Arme hat heute fast noch gar nicht geschlafen.

Am Campingplatz angekommen sind wir ordentlich erschöpft. Rehe am Straßenrand können uns nicht mehr aus der Reserve locken. Diese Tour hat uns seit langem mal wieder richtig gefordert, aber sie war jeden Schritt wert!

Morgen werden wir die Zelte hier um viele schöne Momente bereichert abbrechen. Unser nächstes Ziel heißt Las Vegas!

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3 thoughts on “USA 2013, Tag 33 – Angels Landing

  1. Für diesen Auf,- und Abstieg in der wohl nicht ungefährlichen Schlucht kann man euch nur bewundern.Von wegen nicht fit. Alle Anderen hatten kein Baby dabei geschweige die Kraxe,wie viele würden soetwas wagen?Bloß gut,daß wir nur die Fotos sehen und nicht zugucken müssen wie du,Sven,dich an dieser Kette entlang hangelst.Auch andere,fremde lLeute zollen euch Achtung,ja vor allem Madeleine wie sie das schafft mit der Babykraxe.A. und A.wollen noch nachlesen bevor sie ins Krankhs.geht(ab Mittwoch)denn da hat sie dann auch nicht die Möglichkeit. (Licht im Bad geht nicht Mark.o.Thom.fragen?

  2. Das letzte Rahmhanken-Training ist zwar schon etwas her aber war doch perspektivisch bestimmt ne gute vorbereitung, ach ja in der Ecke könnt ich mich auch wohlfühlen. Karte ist inzwischen auch angekommen also alles fein.

    • Ja, an die Rahmhanke haben wir diesen Tag auch des öfteren gedacht.

      Ich glaube, der Zion NP wäre genau Dein Ding :-)

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