USA 2013, Tag 14 – Lost in Cajun Country

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Schildkrötensuppe

Montag, 1. April:

Heute ist ein denkwürdiger Tag – der “Richardwecker“ bleibt aus und nichts kann daran etwas ändern icon smile USA 2013, Tag 14   Lost in Cajun Country
So ist das, wenn man in New Orleans feiert, die Osterparade hat den kleinen Mann wohl echt geschafft! Oder war er etwa mit der Zeltplatz-Crew feiern, nachdem Mama und Papa im Bett waren? Man weiß es nicht…


Nachdem Frühstück wird der Wagen noch reisefertig gemacht und los. Da wir gestern die Karten nicht studiert haben, sind wir heute etwas planlos. Das langersehnte Cajun Country (ein altehrwürdiger Landstrich, in dem teilweise noch französisch gesprochen wird) liegt vor uns. Leider ist in New Orleans niemand in der Lage, uns ein paar Empfehlungen zu geben. Dabei habe ich doch so tolle Dokus über Land und Leute gesehen. Leider waren alle Anlaufpunkte im Laptop gespeichert :’(

Die Touristeninfos helfen uns nur bedingt, aber wir versuchen es. Erster Anlaufpunkt Jean Lafitte – Acadian Cultural Center!

Der Weg führt entlang an Sümpfen, Bächen und Flußarmen. Dabei führen die Straßen 2 mal 2spurig großflächig über den Sümpfen entlang. Berücksichtigt man die Straßenqualität, ist es ein riesiger Boardwalk icon smile USA 2013, Tag 14   Lost in Cajun Country

Wenn die Straßen dann mal wieder ebenerdig sind, kann man umliegenden Gewässern fast berühren. Diese an der Straße entlangführenden Kanäle enden in einem Wald voller hoher verknöchter Bäume, deren Wurzeln breit im Sumpf verankert sind. Auf einigen der Steine und Baumstümpfe die aus dem Wasser herausragen, sitzen Schildkröten. Wahrscheinlich um sich zu sonnen.

Plötzlich taucht in diesem grünen Teppich ein dreistöckiges Ungetüm aus Beton auf! Diese Autobahnbrücke wirkt in diesem Wald deplatziert, wie eine Kulisse aus einem Endzeitdrama.
Auf der Brücke bekommt man von den Sümpfen unter sich nichts mit.Stattdessen sieht man endlose Baumkronen. Dschungelfeeling kommt auf.

Wenig später haben wir den Großraum New Orleans verlassen und befinden uns mitten im Cajun Country. Thibodaux liegt vor uns. Abseits der Straße sieht man die verschiedensten Häuser. Viele erinnern von der Bauform her an die Villen einstiger Plantagen. Doch da sie nahtlos in die Wohnreihen integriert wurden, können sie nicht die gewünschte Atmosphäre liefern. Richtig atemberaubend sind dagegen die Bäume. Auf vielen Grundstücken stehen zum Teil Jahrhunderte alte Eichen. Riesige Schattenspender mit dickem, kurzem Stamm und ausladenden Ästen, die immer wieder bis auf den Boden reichen. Die Kronen sind voluminös und spanisches Moos (eine Ansammlung von langen Bärten aus dem Reiche Tolkiens oder von ZZ Top) hängt wie Lametta herunter. Wenn ein Lüftchen weht, fangen die Bärte gediegen an zu tanzen, und man kommt sich vor wie in einem Märchenwald.

Unseren ersten Anlaufppunkt können wir im Vorstadtdschungel nicht finden. Zumindest nicht an der Stelle, wo wir ihn vermuteten. Wir gehen nicht über Los, und fahren direkt weiter zum Houma House. Vor uns liegen 60 Meilen Ödland und miese Straßen, aber das wissen wir noch nicht.

An die Stelle der Villen und großen alten Eichen treten Farmen, Industrieanlagen und weite Felder. Man kann nie so recht sagen, ob man sich innerhalb oder ausserhalb einer Siedlung befindet. Der Begriff Stadt oder Dorf ist hier nach europäischen Verhältnissen nicht anwendbar, da die Orte praktisch fließend in einander übergehen. Am ehesten mit Belgien vergleichbar.

Endlich erreichen wir den Mississippi. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich das Houma Haus – wohl eine der schönsten Plantagen, die öffentlich zugänglich sind. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass das Gelände von der Polizei abgesperrt ist. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird hier entweder ein Film gedreht, oder irgendein Politiker macht sich wichtig.

Plan B: Oak Alley Plantation! Unter 300 Jahre alten Bäumen erhält man Zugang zu einem ebenfalls sehr schönen Anwesen. Die Bäume sind der Hammer. Sie sind zwar nicht von spanischem Moos bedeckt, aber Farnbewuchs auf den breiten Ästen und riesige Wurzelgebirge am Boden sind überwältigend (bin ich leicht zu beeindrucken oder was? icon smile USA 2013, Tag 14   Lost in Cajun Country )

Die Führung durch die Villa: Richard wird schnell langweilig und das lässt er auch jeden hören. Ich geh lieber mit ihm raus und mach noch ein paar Fotos. Madeleine muss die Führung alleine machen. Wir treffen derweil noch Nadine & Tanja aus? Richtig! Deutschland!

Nach der Führung schließt das Anwesen. Wir machen noch ein paar Fotos, Richard bekommt seinen Brei, und weiter geht’s durch das Cajun Country. Durch Thibodaux und Houma Richtung Lafayette.

Unterwegs kommen wir an teils skurrilen Plätzen vorbei. Irgendwo steht ein alter Schulbus auf einem Grundstück, und rottet vor sich hin. Dabei ist er komplett von Rankenpflanzen überwuchert. Anderswo geben Leuchttafeln im Schulgelände jedem Vorbeifahrenden Auskunft über den Lehrer des Monats, den Notendurchschnitt und das Wetter.

Die Plantagen und Villen im Antebellumstil erinnern wie so Vieles hier in Amerika an Kulissen aus einschlägigen Filmen. Da wären hier in Louisiana natürlich “Vom Winde verweht“, “Fackeln im Sturm“ oder auch “Interview mit einem Vampir“. Letzterer bzw. die Romane von Anne Rice kommen mir immer in den Sinn, wenn ich Lafayette lese oder höre.

Die Realität sieht leider anders aus. Das Cajun Country, das Land der Creolen und der einzige französischsprachige Teil der USA bestehen aus Straßen, gegen die unsere ehemalige DDR Autobahnen wie purer Luxus wirken und aus großen hässlichen Fabrikanlagen. Lafayette als Hauptstadt bietet eine lose Ansammlung von Häusern, Fabriken und Konsumtempeln und besitzt nichts von dunkelromantischem Charme oder kleinstädtischer Gemütlichkeit.

Wir erreichen spät am Abend einen Campingplatz und beschließen heute hier zu bleiben. Wir sind heute viele viele Stunden gefahren und haben uns mehr oder weniger im Kreis gedreht. Nicht viel gesehen und auch noch keinen richtigen Plan für Morgen. Im Hintergrund lärmt die Autobahn und Madeleine erinnert mich mit einem lächeln daran, dass ich ihr mal sagte, dass es auch solche Tage geben muss, damit die restlichen nian Bedeutung verlieren. Recht hat sie.

Gute Nacht…

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2 thoughts on “USA 2013, Tag 14 – Lost in Cajun Country

  1. … wenn das so weiter geht, füllt ein Tagesbericht in weiteren 2 Wochen ganze Serverstationen. Du vermisst wohl die Gespräche auf unserem Balkon!

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