Im Traumland
Montag, 9. September
Die Nacht war angenehm ruhig. Ab und zu haben sich Richard und Jeremy mal mit Schreien abgewechselt, aber interessanterweise haben Sie sich gegenseitig kaum hochgeschaukelt. Ab 01:00 war endgültig Ruhe.
Um 7:00 habe ich Richard geweckt und ihm das letzte Mal zu trinken gegeben. Dann kam auch schon die Visite. Um 8:00 Uhr ist Ultraschall und 10:00 Uhr die Op. Jetzt müssen wir nur noch die Zeit bis dahin ohne Essen und trinken überbrücken.
9:28
Der Herz Ultraschall hat keine negativen Befunde ergeben. Richard hat nun schon die erste Beteubungsstufe hinter sich – die “magischen Pflaster” (ein Schelm, wer…)
Madeleine ist auch eingetroffen – hat verschlafen! Hat bestimmt Party gemacht, als die Bude sturmfrei war. 
Jetzt warten wir auf die Op
10:33
Wir haben Richard gerade abgegeben. Er war friedlich und flirtete mit den zwei Schwestern, die uns begleiteten. Andere Kinder haben ein Kuscheltier. Richard hielt mein Handy bis zum wegdriften fest umschlungen. Wir dachten schon, das wird die erst Op mit Smartphone, aber ich konnte es ihm zuletzt doch noch abnehmen
In zwei Stunden ist die Sache erledigt, und Richard darf zurück auf sein Zimmer, um seinen Rausch auszuschlafen. Mal sehen, was herauskommen wird.
11:47
Gerade bekam ich einen Anruf vom ausführenden Arzt. Er wollte nochmal sichergehen, dass wir richtig aufgeklärt wurden. In der Leistengegend wurde nichts gefunden. Das heißt jetzt, neuer Schnitt, neues Glück. Schauen wir, was der Bauchraum hergibt.
12:30
Bin gerade wieder munter gemacht worden. Der Arzt will mit mir sprechen. Mein Blutdruck steigt. Etwas verschlafen folge ich seinen Ausführungen im Aufenthaltsraum. Fazit:
- verkümmerte Gewebereste wurden im Hodensack gefunden, wurden entfernt und nun zur Analyse eingeschickt
- d.h. in letzter Sekunde doch keine Bauchspiegelung
- da kein weiterer Eingriff, werden wir Morgen entlassen!
- ich hoffe, dass sich dadurch auch die Nachpflege vereinfacht
- sollte die Analyse doch noch Unwahrscheinliches ergeben, müssen wir evtl. wieder rein
- Ansonsten: mit einem Ei kann man gut leben, aber man muss auch sehr gut drauf aufpassen, da z.B. spätere Diagnostik zwecks fehlendem Vergleich erschwert wird
13:00
Richard ist wieder bei mir, und zwar Nüchtern
Er schläft wie ein Engel, und bekommt jetzt erst mal einen Tropf, damit er nicht verhungert.
19:16
Mit dem Schlafen war es nicht weit her. Nach ner halben Stunde war Richard wieder wach. Die nächsten Stunden waren durchzogen von Schrei- und Wutanfällen – sehr Kräfte zehrend. Zwischendurch gabs schonmal was zu trinken und ein paar Fillinchen. Nach und nach wurden die Schläuche gekappt und zum Schluss noch ne Runde geschlafen.
Als Richard dann aufwachte, war er wieder ganz der Alte. Dafür war er jetzt munter, und begann die Nacht zum Tag zu machen. Um 21:00 Uhr, als die anderen Kinder schon im Bett waren, holte Richard seine singenden Elche raus, und startete seine eigene kleine Kinderdisco.
Gegen halb elf kam dann auch noch Madeleine von Arbeit vorbei, um schonmal die größten Sachen mitzunehmen und uns den Kinderwagen vorbei zu bringen. Die Nachtschwester war so nett, uns ein leeres Zimmer zur Verfügung zu stellen. Ich war total platt.
gut,dass du Sven uns auf diese Weise Bericht gibst.Nur gut ,es ist bis hierhin überstanden..Hoffentlich erholt sich Richard wieder schnell.Ob nun alles ok ist mit nur ” Einem” wird sich zeigen Gute Nacht und alles Gute für euch drei..