Freitag, 10. Mai:
Es sind tatsächlich 5 Filme gelaufen. Wir hatten eine Maximalgeschwindigkeit von knapp 1000 km/h, in einer Höhe von 11000 Metern bei -60° Außentemperatur. Cool!
Was für eine Nacht! Ich habe kein Auge zu gemacht. Zum einen fungierte ich als “Gentleman-Kopfkissen” für Madeleine, die sich ihrerseits immer mal wieder um Richard in der Babyschale kümmern musste, und zum anderen war es sehr warm im Flieger. Wir haben uns extra ein paar dickere Sachen angezogen, da es auf dem Hinflug ganz schön frisch war. Aber naja, es gibt wohl Schlimmeres.
6:30 – Richard hat mal wieder die Landung und damit den Druckausgleich verschlafen. Bei genauerer Überlegung ist es eigentlich schon 14:30 Uhr und der Tag halb vorbei. Für uns hat er nach Pacific Time allerdings erst angefangen. Die Abfertigung auf dem Flughafen ist einfach und schnell. Im Fahrstuhl werden wir von einem Krebspatienten im Rollstuhl begleitet. Wenig später sehe ich den selben, wie er ein paar asiatischen Reisenden üble rassistische Sprüche hinterherbrüllt, weil sie seinen Weg gekreuzt haben. Wohl doch kein Krebspatient, sondern wohl eher Glatzenträger aus Überzeugung. Da sag ich mal “Guten Morgen Deutschland!”, man merkt gleich, dass man wieder zu Hause ist. (nur der Vollständigkeit halber, ich habe nichts gegen Glatzenträger im Allgemeinen )
Unser Zug geht 17:00 Uhr. Perfekt, da bleibt noch Zeit für einen Kaffee beim Bahnhofsbäcker. Der Bahnhof ist freundlicherweise direkt am Flughafen, und zu Fuss zu erreichen. Die ersten Gehversuche in deutscher Sprache sind noch etwas zaghaft. Wir sind immer wieder versucht englisch zu sprechen, oder wenigsten ganz laaaangsaaaaam auf deutsch mit den Leuten zu reden, damit sie uns auch richtig verstehen Aber nach ner Weile klappt auch das wieder.
Im ICE haben wir Glück, und können uns und unser Gepäck im Kinderabteil verstauen. Es steigen noch eine ältere Frau aus Bitterfeld und eine Familie aus Stuttgart zu. Die Frau aus Bitterfeld klärt uns über ihren missratenen Sohn, und damit die Drogenszene in Bitterfeld auf. Mit starkem Akzent vernehmen wir “…Halle geht ja noch, aber Bitterfeld … ich will da nicht hin…”, und bedauern ihre Situation.
Das Paar aus Stuttgart sind Berufsmusiker, und wir haben ein schönes Gespräch. Ab und an müssen wir aufpassen, dass Richard der 3 jährigen Melanie nicht an die Wäsche geht
Kurz vor 22 Uhr erreichen wir Dresden-Neustadt, und unsere Reise ist endgültig vorbei. Müde vom langen Rückweg sind wir froh, dass unsere Mütter am Bahnhof bereit stehen, um uns in Empfang zu nehmen. Auch die Wohnung ist für den großen Empfang geputzt und hergerichtet. Die Katzen sind gebürstet und gekämmt, und der Sekt steht im Kühlschrank. Nachdem ich Madeleine traditionell über unsere Schwelle getragen habe, sind wir endlich wieder zu Hause.
Durch den Jetleg vollkommen neben der Spur, verabschieden wir halb drei unsere Mütter nach Finsterwalde. Nach einem kleinen Nachtmahl sind auch wir bettfertig. Allerdings sieht Richard das Ganz anders. Der kleine Mann ist putzmunter. Madeleine darf sich mit Richard noch bis um sieben beschäftigen, dann verträgt auch er eine Tüte Schlaf.
Samstag, 15:00 Uhr: Zeit zum Aufstehen! Jetleg ist ein interessantes Gefühl. Irgendwie mit einer langen Party vergleichbar, allerdings ohne Kater und einem dementsprechend fitten Zustand am nächsten Tag. In der Nacht um eins sind wir mit Richard in der Kraxe von unserem Tagesausflug zurück. Abendbrot gibts um drei, und gegen vier merken wir, dass wir eigentlich mal ins Bett müssten…
Sonntag, 10:00 Uhr: Wir sind wach! Richard lassen wir noch bis 11 Uhr schlafen, dann wird er wachgekitzelt. Wie gemein! Madeleine muss Morgen schon wieder arbeiten. Nach anfänglicher Skepsis, wie gut Richard den Jetleg verarbeitet, sind wir mittlerweile überzeugt, dass Richard bis Morgen früh wieder im Deutschland-Rhythmus mitschwingt.