USA 2013, Tag 43 – After dark

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Aussicht

Dienstag, 30. April:

Hier auf dem Campingplatz startet scheinbar gerade erst die Saison. Der Pool wird von Algen befreit, am zugewachsenen Bach wird der Rasen gemäht und die Lampen an unserem Stellplatz werden repariert. Netterweise wirkt sich das auch auf die Campingplatzgebühren aus.

Im Büro erfahren wir, dass es keinen Zubringer zum Nationalpark gibt und dieser ohnehin noch ein Stück weiter weg ist. Schade, in dieser Hinsicht war der Zion wirklich sehr komfortabel. Nachdem Richard mit den zwei netten alten Damen ein wenig geschäkert hat, bekommen wir noch die Auskunft, dass es im Yosemite NP auch einige Campingplätze gibt. Wenn wir nichts finden, sollen wir einfach abend wiederkommen. Machen wir!

Nachdem wir ordentlich gefrühstückt und geduscht haben, geht es weiter in den Yosemite Nationalpark. Die Fahrt verläuft unspektakulär, weil man zunächst nicht viel sieht. Die hohen Bäume versperren jede Sicht. Umso imposanter sind die überdimensionalen Strukturen der Baumrinde.

Bis zum Yosemite Valley sind es dann doch noch knapp 75 km. Auf den letzten Kilometern gibt es dann doch noch atemberaubende Ausblicke auf den Park. Halfdome und Glacier Point sind noch leicht mit Schnee bedeckt. Bei uns im Tal scheint dagegen die Sonne. Es ist warm, und der Frühling ist längst erwacht. An den riesigen Steilwänden stürzen immer wieder mächtige Wasserfälle hinab ins Tal. Die Wiesen sind grün und voller Leben.

Unterwegs bilden wir uns weiter: Keine Nahrungsmittel, auch kein Duschbad oder benutzte Babywindeln im Auto lassen, vor allem nicht nachts (after dark). Bären brechen Autos auf! Auch auf Picknickplätzen nie dem Essen den Rücken zudrehen, oder sich weiter als eine Armlänge davon entfernen. Sonst hat man ganz schnell die Wildnis im Rücken. Jedes Jahr werden hier 15 Bären überfahren, es scheint also doch ein paar zugeben. Falls man einem Berglöwen (Puma) begegnet, soll man krach machen und angreifen. Kleine Kinder hochheben, damit sie größer wirken. Wird man gebissen – zurückbeißen. Ich hoffe, soweit kommt es nicht. icon smile USA 2013, Tag 43   After dark

Im Yosemite Village sind wir erst mal zur Campingregistrierung. Wir wollten mal nachfragen, wo die Plätze sind, und wo wir am Besten hinfahren, aber Pustekuchen! Alles was uns zusteht, ist ein Eintrag auf der Campingliste. Wir fühlen uns sofort an die Dresdner Krippenplatzwartelisten zurückerinnert. Im Rangerbüro können wir gleich noch eindrucksvolle Fotos von Autos nach einem Bäreneinbruch bewundern. Um 15 Uhr wird bekannt gegeben, wer wann wo evtl. noch einen Platz bekommt. Wir tun den Teufel in den nächsten 90 Minuten noch groß zu wandern. Ein bisschen Aussicht genießen, knipsen, Pferde gucken ist aber noch drin.

Wieder am Rangerbüro haben wir noch gut Zeit und fragen mal nach einer Übernachtung für morgen Nacht. Wir bekommen einen Platz für 20$, und freuen uns. Wir hätten mit mehr gerechnet. Kurz vor 15 Uhr wird es voll. Während wir warten, unterhalten wir uns mit einem älteren amerikanischen Ehepaar. Scheinbar eine Besonderheit, da uns im Stimmenwirrwarr überwiegend deutschsprachige Wortbrocken um die Ohren fliegen. Wir lassen uns erklären, wie man hier ganz easy einen Platz bekommt: vor acht einschreiben, dann ist man unter den ersten fünf, und bekommt garantiert einen Platz. Nebenbei erfahren wir noch von den Firefalls, die leider nicht mehr praktiziert werden. Dabei werden zur Dämmerung riesige Feuer an den Gipfeln entzündet. Wenn diese heruntergebrannt sind, wird der Rest über den Felsenrand geschoben, und die heiße Glut erinnert an einen rotglühenden Wasserfall.

Als die Bekanntgabe erfolgt, ist es ein wenig wie bei einer Jahrmarktstombola. Den Ersten wird sogar applaudiert und gratuliert. Nach einer viertel Stunde haben auch wir einen Nummer! Nun folgt die eigentliche Platzzuweisung im Büro. Nie mehr als zwei Personen auf einmal im Zimmer. Es zieht sich, und obwohl die Ranger sehr nett sind, erinnert das hier alles stark an deutsches Beamtentum. Nach 90 Minuten (sonnenbaden) sind wir dran. Einmal im richtigen Moment geschalten, und zack – wir bekommen den selben Stellplatz wie morgen und müssen früh nicht umparken! Soviel Glück wird selbst von den Rangern bestaunt. icon smile USA 2013, Tag 43   After dark
Von denen erfahren wir auch noch, dass WoMos vor Bären nicht ganz soviel zu befürchten haben. Lebensmittel im hinteren Teil des Wagens lagern, geruchdicht verstauen, und vor allem keine Lebensmittel sichtbar liegenlassen. Bären schauen durch die Scheiben, und brechen ggbf. ein. Irgendwie ein sehr menschlicher Zug, erinnert uns stark an Homestead.

Mittlerweile ist es kurz vor 5. Nachdem wir unseren Stellplatz bezogen haben, wird sofort die Kraxe beladen und losgewandert. Die Vernal Falls sind nicht allzuweit entfernt, und wir schauen mal, wie weit wir kommen.

Der Anstieg ist steil, und die zwei Meilen ziehen sich. Ungerwegs gibt es immer wieder einen wundervollen Ausblick übers Tal. Dabei beeindrucken vor allem die riesigen Wasserfälle, die von den steilwandigen Gipfeln ins Tal schießen. Die Wassermassen prallen unregelmäßig von den Felsen ab, was dem Ganzen einen gewissen Zeitlupeneffekt verleiht. Man hat das Gefühl, als ob riesige Mehlsäcke ausgekippt werden.

Wir folgen dem Weg entlang des Merced River. Der reißende Fluss ist an mehreren Stellen über Holzbrücken zu queren. Auf den Brücken kann man die tobenden Wassermassen sehen und hören, und freut sich, dass die Brücke hält. Bald tut sich der Vernal Fall vor uns auf. Breit, gewaltig und mit einem Sprühregen der sich, also eigentlich uns, gewaschen hat. Der weitere Pfad geht über eine steile Felsentreppe Richtung Gipfel. Durch den feinen Regen ist es schwierig zusehen, wo man hintritt. Hinter der nächsten Biegung zeigt der Wasserfall sich uns in seiner ganzen Pracht: Wasserfall und Steilwände oben, ein grünea Tal mit Regenbogen unten. Dazu noch die tiefstehende Sonne.

Wir sind klitschnass, und drehen, obwohl wir noch nicht am Gipfel sind, wieder um. Besser so, Madeleine hat mit ihren nassen Sandälchen bergab ganz schön zu tun. Auch ich rutsche in meinen tollen Wandersandalen immer hin und her.

Ein schöner Tag trotz viel Warterei, und Morgen können wir uns ohne Stellplatzsuche voll und ganz aufs Wandern konzentrieren. Darauf ein Steak!

Während Madeleine mit Richard zu tun hat, schmeiße ich schonmal den Grill an, und da kommt kein Schwein drauf! icon smile USA 2013, Tag 43   After dark Einer der größten Vorteile von Amerika sind meiner Meinung nach die Rindfleischpreise. Für ein daumendickes 900 Gramm Steak bezahl man hier keine 9 Euro. Das muss natürlich entsprechend gewürdigt werden. Gut, das wir ein Gefrierfach haben.

After dark:

Nachdem wir fertig sind, bin ich natürlich bemüht, alle Lebensmittel, Müll und sonstige geruchsintensive Stoffe bärengerecht zu verstauen. Besonders nachdem ich gesehen habe, dass unsere Nachbarn extra ihren ganzen WoMo-Inhalt im Bärencontainer verstaut haben. Das war nicht so schwer, aber Auto riecht nach dem opulenten Mahl wie eine Restaurantküche. Da macht man sich schon Sorgen. Die Bilder aus der Rangerstation kommen wieder hoch, und ich fühle mich auf einmal ein wenig unwohl. Hoffen wir mal das Beste.

(ich habe noch kurz überlegt, ob ich die Kamera mit ins Bett nehme, damit ich im unwahrscheinlichen Fall des Einbruchs wenigstens ein Foto machen kann, diesen Gedanken aber schnell wieder verworfen, und das gute Stück lieber bärensicher verstaut)

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2 thoughts on “USA 2013, Tag 43 – After dark

  1. ihr habt soviel erlebt und durchwandert ,und konntet euch nicht denken feste Schuhe sind bei einem Aufstieg zum Wasswerfall nötig?Na Glück gehabt,so einige Gefahrensituationen habt ihr ja nun durch.Wenn Richard auch den Maiskolben probieren wollte,war aber wohl nicht sein Ding.

    • Naja, wenn man damit rechnet, durch Wasser zu waten, sind Sandalen schon eine Überlegung wert :-)

      Richard hat den Mais nicht wieder hergegeben. Allerdings war dieser auch extrem süß. (Wahrscheinlich irgendein missglücktes Genexperiment :-) )

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