USA 2013, Tag 38 – Venice Beach

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Durchgeknallt

Donnerstag, 25. April:

Es ist warm. Ich mache mal ein Auge auf, kann ja gar nicht sein. Für heute waren Wolken, und 66°F angesagt. Aber draußen scheint die Sonne, und die Sprenkleranlagen klingen nach Sommerwetter.
Das heißt dann wohl, wir bleiben noch einen Tag. Auf dem Programm steht für heute Venice Beach. Dort werden wir hoffentlich vielen tollen Straßenkünstlern begegnen, und vielleicht bleibt ja auch noch Zeit, um in den Pazifik zu springen.
Aber erst mal wird in Ruhe gefrühstückt, und mal so richtig einer auf Urlaub gemacht.

Als der Kronprinz aus dem Auto getragen wird, hat er natürlich gleich ein paar Mädels zum flirten gefunden. Wo soll das noch enden… Von mir hat er das jedenfalls nicht! icon smile USA 2013, Tag 38   Venice Beach

Unsere Nachbarn sind vier Jugendliche aus Australien – die Ersten, bei denen zur Abwechslung wir mal sagen können “das ist aber weit weg“. Später treffen wir noch ein Paar aus New Mexico. Es ist komisch, wenn man den Einheimischen Tipps geben kann, wo sie unbedingt mal hinfahren müssen. icon smile USA 2013, Tag 38   Venice Beach

Nachdem sich Richard nochmal ne dicke Tüte Schlaf gegönnt hat, müssen wir wirklich los.

Wir fahren mit dem Bus bis nach Santa Monica Beach. Hier müssten wir umsteigen, beschließen aber die 5 km zu laufen. Bei drm schönen Wetter sicher nicht das Schlimmste. Vorher besichtigen wir noch den Santa Monica Pier, auf dem von weiten schon ein paar Karussells locken. Es ist nett hier. Auf dem Pier herrscht buntes Treiben und dichtes Gedränge. Unten am Strand sind auch viele Leute unterwegs. Man sieht zwar ab und zu auch mal Mädels im Bikini (die scheinbar auch gerade baden waren), aber die meisten Besucher sind doch recht angezogen unterwegs.

Am Santa Monica Pier endet übrigens die Route 66, und damit sind wir, obwohl wir auf der Strecke nicht gefahren sind, einen nicht ganz unwesentlichen Teil gelaufen! icon smile USA 2013, Tag 38   Venice Beach Ian, der Verkäufer im Route 66 Shop am “End of the Road“, ist merklich ein großer Fan der Strecke, und wir erfahren noch allerlei wissenswertes, bevor wir uns auf den Weg zum Venice Beach machen.

Unterwegs sehen wir Leute auf Skateboards und Rollerblades, Capueiratänzer, Jogger und Fahrradfahrer. Dabei sind die Fahrradfahrer anders als in Dresden ausschließlich mit Funbikes unterwegs, aber besser als gar keine Bewegung. Dafür ist der Radweg echt fett ausgebaut, aber wir haben ja schon gelernt, dass hier alles größer und weiter ist.

Als wir in Venice Beach ankommen, sehen wir statt Straßenkünszlern ausschließlich Überlebenskünstler. Ein kleiner Slum mit Verkaufsständen direkt am Strand. Dabei sind die Leute einfallsreich und auch irgendwie lustig drauf. Das haben wir auch schon bei den Bettlern in Vegas erlebt, die mit einfallsreichen Schildersprüchen wirklich Lust auf Spenden machen (z.B.: “Brauche Geld! Meine Schwiegermutter wurde von Aliens entführt…“, “Ein schönes Gespräch wäre auch ganz toll, aber ich hätte gern erst mal etwas Geld für was zu trinken“ etc.). Hier am Venice Beach sind die Leute ähnlich drauf. An einer Ecke kann man sich Werbeflaschenöffner von Heineken umsonst mitnehmen – Spenden erwünscht. Ein anderer verkauft bunt bemalte Pappschildchen zum Umhängen mit beliebigen Aufschriften für 50 Cent. Der nächste hat wieder einen Spruch parat: “Brauche Geld, will mich betrinken“

Durchbrochen wird dieses Bild vom Kunsthandwerk (Bilder, Staubfänger, Schmuck) und Musikern. Bei manchen weiß man, warum sie hier spielen, wenn sie im fortgeschrittenen Alter klägliche Gehversuche zu “House of the rising sun“ auf der Gitarre wagen. Andere sind wirklich gut. Am beeindruckendsten sind ein paar Althippies, die ihren kompletten Proberaum inkl. Groupies an den Strand verlagert haben. Die betagten Herren sind alle so um die 70, und der Vortänzer sieht aus, als ob er direkt aus Woodstock angereist ist. Ihre Covervesion von Leonard Cohens Hallelujah sitzt!
An einer anderen Stelle begegnen wir noch einem Akrobaten, der einen Salto über 7 Leute macht. Ohne Tricks und doppelten Boden, einfach nur beeindruckend! Leider kann Richard noch nicht so richtig was mit Leuten anfangen, die euphorische schreien, pfeifen und applaudieren. Da bekommt der kleine Mann ganz doll Angst. Wir gehen schnell weiter.

Die Sonne steht bereits tief. Wir laufen noch bis zum Muscle Beach, an dem die Bodybuilder hinter dicken Zäunen ihre Muckis trainieren und ihren Körper polieren. Dann treten wir den Rückweg an. Richard hat Hunger, und braucht eine frische Windel. Wir kehren in ein Lokal direkt am Strand ein. Auf dem Boardwalk spielt ein Pianist auf einem alten, nicht mehr ganz vollständigen Klavier wundervolle Stücke. Ich glaube es ist der Groupie von den “Hallelujah-Jungs“ von vorhin. Im Hintergrund geht die Sonnen unter, und ein Team beginnt mit viel Technik die Kulisse für einen Film auszuleuchten. Nach dem Ende des letzten Klavierstück (der Titelmelodie von “Der Pate“) wird allseits applaudiert. Wir geben noch ein paar Tips (Trinkgeld), und machen uns auf den Heimweg.

Heute fahren wir mit dem Taxi nach Hause, da wir den letzten Bus schon lange verpasst haben. Der äthiopische Fahrer ist nett, und wie auch gestern schon der Busfahrer ein Fussballfan. Zu schade, das ich in diesem Zusammenhang nicht in der Lage bin, ein sinnvolles Gespräch anzufangen. Aber ich höre ihm zu, lache und nicke. Funktioniert!

Eine halbe Stunde später erreichen wir unseren Campingplatz. Richard schläft.
Wir nutzen die Möglichkeit, um noch ein wenig die wundervolle Aussicht zu genießen. Links von uns Los Angeles, rechts Malibu und vor uns der Pazifik. Der Vollmond lässt das Meer glitzern, und riesige Wellenberge schieben sich ans Ufer. Es ist nicht ruhig und frieflich, sondern urgewaltig. Das Bersten der Wellen ist mächtig, und gleicht manchmal weit entfernten Kanonenschüssen. Ein weißes, viele Meter breites Schaumbad trennt den Strand vom Meer. Trotzdem fühlt man sich irgendwie geborgen.

Wirklich schade, dass wir morgen weiterziehen müssen. Aber wer weiß, was und noch erwartet.

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6 thoughts on “USA 2013, Tag 38 – Venice Beach

  1. Universal studios theme park. Los trau’ dich, musst du doch auch ‘mal gesehen haben. Ist mglw. nicht billig, aber lohnt sich. Das immerhin können die Amis…

    • Zu spät, wir fahren jetzt weiter.
      :’(

      Ja, ich weiß das die Parks ganz toll sind und wir haben auch schon mit dem Gedanken gespielt, aber mit Richard ist das noch nichts. Der kleine Mann kann mit Euphorie, Jubel und Schreien noch nicht umgehen. Das müssen wir wohl auf die Liste für später setzen.

    • :-) Es gab schon Kommentare nach dem Duschen mit Hand/Kopftuch, aber hier in Kalifornien sind die Leute etwas entspannter

  2. Hey ihr glücklichen,
    dank moderner Krankenhäuser kann ich eure glücklichen Gesichter hier so richtig geniessen und werde mit euren grandiosen tollen erlebnissen so richtig genial vom krankenalltag abgelenkt.
    wie schon erwähnt alles richtig gemacht bisher . ich beneide euch .wirklich klasse wie ihr in eurer elternrolle aufgeht und das leben geniesst.
    bin bei tag 32 , morgen sonntag, gibt es wenig zu tun, da lese ich weiter
    ciao andrea

    • Hallo Schwesterchen,
      na da hoffe ich mal, dass Dir unsere Artikel auch weiterhin ein wenig Sonne und Urlaubsfeeling ins Zimmer zaubern :-)

      Ich bin nur so halb informiert, abrr wir wünschen Dir gute Resultate und eine baldigr Heimkehr.

      VG SMR

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