Das erste Mal: Uniklinikum

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NoroV

Irgendwann ist immer das erste Mal! Dieser Spruch ist alt und staubig, spielt aber für uns seit Richard eine ganz große Rolle.

Das Abenteuer Kind ist mit jedem Tag eine Herausforderung und hat immer wieder ein Erstes Mal zu bieten. Da die meisten Ereignisse keinen Artikel rechtfertigen, habe ich es bisher unterlassen in diesem Zusammenhang selbige zu verfassen.

Bevor ich mir später vorwerfen muss, dass ich es verschlafen habe, diese wichtigen Momente zu dokumentieren, werde ich Sie jetzt einfach mal hier mit niederschreiben.

Richards erste Schritte

erste Email

Donnerstag, 17. Oktober:
Seit Anfang der Woche wird Richards KITA-Gruppe eingekreist. Links die Röteln, rechts die Windpocken und oben drüber gibts Läuse. Der Feldzug wird an der Eingangstür wunderbar durch große rote Warnschilder veranschaulicht.

Gestern wurde Richards Gruppe infiltriert. Als Madeleine Richard abgeben wollte, kotzte ein kleiner Junge neben ihnen zweimal auf den Boden. Damit war er aus dem Spiel und musste umgehend von seiner Mama abgeholt werden.

Das bedeutete allerdings auch das Aus für Richard – Heute morgen hat er sich dreimal entleert, und lebt seitdem von Tee und Zwieback. Wir wünschen gute Besserung!

Mittwoch, 6. November:
Was hatten wir Spaß in den letzten Wochen. Nachdem wir Richard vor drei Wochen aus der KITA genommen hatten, blieb er erst mal bis zum Wochenende zu Hause. Er hat sich schnell wieder erholt, und so konnten wir am Wochenende sogar zu meiner Schwester fahren.

Am Montag haben wir Richard wieder aufs Schlachtfeld der Seuchen geschickt. Belohnt wurden wir Dienstag Nacht mit einem neuen Brechanfall. Die Anfälle wiederholten sich in den nächsten 24 Stunden alle paar Stunden. Danach war erst mal Ruhe, aber ab diesem Dienstag wiederholten sich die Anfälle mindestens einmal pro Nacht für die nächsten anderthalb Wochen!

Unsere Waschmaschine wusch quasi durch. Richards Schlafanzüge, Bettzeug, teilweise auch unsere Sachen und manchmal auch alles gleich mehrfach. Dazu kam noch der Schutz vor einer Infektion und alles natürlich mitten in der Nacht. Madeleine hat es dann am nächsten Wochenende auch entschärft.

Nachdem Madeleine mit Richard unter der Woche bei der Vertretung für unsere Kinderärztin vorstellig wurde (welche Richard mit ihrem Mundschutz ganz schön Angst machte und als Vertretung für gleichzeitig vier! Kinderärzte hoffnungslos überlastet war), verbrachten wir den Samstag Vormittag in der Notfallaufnahme des Neustädter Krankenhauses. Richard ass und trank vor allem immer schlechter, und wir machten uns mittlerweile Gedanken. Vor Ort zeigte er sich natürlich von seiner Sonnenseite, und so wurden wir beruhigt (“…das kann schonmal 7 Tage dauern…”), und wieder nach Hause geschickt. Madeleine bekam derweil eine Infusion. Nach diesem recht holprigen Start ins Wochenende ging es langsam wieder bergauf. Am Sonntag Abend schienen Madeleine und Richard jedenfalls wiederhergestellt.

Dienstag Abend half dann alles Daumen drücken nichts mehr – es ging wieder los, und dabei fühlten wir uns schon in Sicherheit. Ein neuer Besuch beim Kinderarzt stand an – diesmal war es die Vertretung der Vertretung. Ebenfalls hoffnungslos überlastet wurden Madeleine und Richard nach drei Stunden Warten wieder nach Hause geschickt. Nicht mal die Stuhlprobe wollten sie haben.

Der Mittwoch brachte keine Besserung. Richard merkte man mittlerweile die Erschöpfung an, und Madeleines Nerven lagen blank. Am Nachmittag besuchen wir erneut die Kinderstation des Neustädter Krankenhauses. Trotz Richards mittlerweile etwas angeschlagenen Zustands fahren wir wieder nach Hause. Das Angebot, ihn dort zu behalten wurde von dem unterschwelligen Gefühl begleitet, dass es wohl übertrieben sei. Ausserdem wurde uns nun versichert, dass die Virusinfektion bis zu zwei Wochen anhalten kann. Urin- und Stuhlprobe wollte übrigens auch hier niemand haben.

Donnerstag: Richard hatte schon in der Nacht Schmerzen und lange Schreianfälle. Früh ging es wieder. Heute hatte ich eigentlich ein Fotoshooting, und so beschlossen wir, Richard den Tag über erst mal zu beobachten. Die Anfälle kamen wieder und wir fuhren ins Krankenhaus. Diesmal zum Uniklinikum.

Eine weise Entscheidung wie sich herausstellte. Richard war schon stark dehydriert. Und da waren sie – Richards erste Male: erstes Mal Norovirus, erstes Mal Krankenhaus, erstes Mal Flexyle…

Die erste Nachtschicht übernahm ich, damit sich Madeleine nach den anstrengenden letzten Tagen mal erholen konnte. Die Nacht war Kräfte zehrend. Richard am Tropf im Gitterbett ruhig zu halten bzw. zum Einschlafen zu bewegen war eine ganz besondere Herausforderung. Deshalb blieb ich dann auch die zweite Nacht und bis zur Entlassung im Krankenhaus. Tagsüber waren wir aber zu dritt und so konnte ich noch ne Extrarunde schlafen. Nach 24 Stunden war der Tropf ab und Richard ging es wieder besser. Allerdings machte ihm die Krankenhausumgebung zu schaffen. Es war zum Schluss wieder schwierig, überhaupt Essen oder Trinken in ihn reinzubekommen. Allerdings lag es diesmal wohl nicht am Virus. Diese Meinung teilten unsere Ärzte, und so durften wir Samstag Nachmittag wieder nach Hause.

Komisches Gefühl, wenn man ohne krank zu sein zwei Tage auf der Seuchenstation ist und das Zimmer nicht verlassen darf. Ich fühlte mich, also ob ich aus der U-Haft entlassen wurde. Unsere Station hieß übrigens Kik S5! icon smile Das erste Mal: Uniklinikum

Richard war definitiv über’n Berg, aber es dauerte noch eine Weile, bis er wieder ganz der alte (Sonnenschein) war. Die erste Nacht zu Hause erlebten wir zum ersten Mal den so genannten Nachtschreck, ein Phänomen, mit dem Babys schlechte Erfahrungen verarbeiten. Und dieses unterbewusst, unnahbar und wütend – irgendwo zwischen Trainspotting und Der Exorzist.
Ich glaube heute, also ca. 3 Wochen nach Tag X, ist Richard wieder ganz der Alte. Ich hoffe, der nächste Virus lässt auf sich warten.

tbc…

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