Hyères

This entry is part 15 of 22 in the series Marseille
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Typisch italienisches Eis

Samstag, 15. März 2014:

Für heute haben wir uns einen Ausflug nach Hyères vorgenommen, dem Ort an dem wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbrachten. Allerdings hat Richard uns mit seinem Tagesablauf fest im Griff und so verbringen wir den Vormittag noch ganz entspannt in Marseille. Erst drehen wir einen kleine Runde am Hafen. Eigentlich wollten wir endlich zur La Bonne Mère hinaufsteigen. Da wir uns heute zum Wochenende aber ein gemütliches Frühstück geleistet haben, wäre der Ausflug in Anbetracht der knappen Zeit wohl etwas sehr ambitioniert.

Stattdessen schauen wir dem bunten Treiben auf dem Fischmarkt zu. Danach müssen wir mit Richard natürlich wieder zur Metrorolltreppe. Mit einer Runde Karussell können wir ihn mittlerweile schon ganz gut zum weitergehen überreden. Heute werden daraus sogar zwei! Allerdings ist nach der zweiten Runde selbst Richard ungewöhnlich ruhig geworden. Aber er hat alles drin behalten. icon smile Hyères

Der Rückweg führt uns durch die Shoppinggassen. Nachdem wir Madeleine gestern davon erzählt haben, musste sie sich natürlich auch nochmal selber ein Bild machen. Das eigentlich Shopping hielt sich aber in Grenzen. Zum Glück braucht Richard neue Schuhe und so ist er ab heute Mittag stolzer Besitzer seines ersten Paars Converse (Made in China zum halben Preis). Und für die Bildung tun wir auch was, es sind Schnürschuhe. icon wink Hyères

Mittlerweile ist es schon fast eins und wir sind am Mietwagen angekommen. Der ist über die Woche so dermaßen eingestaubt, dass man denken könnte, der steht hier schon ein halbes Jahr. Richard packen wir schonmal ins Auto, damit er seine Schlafposition einnehmen kann, dann fahren wir noch schnell ein paar Sachen holen und auf gehts nach Hyères!

14:30: Richard schläft noch tief und fest, und wir haben es endlich geschafft. Wir sind in dem Ort angekommen, in dem wir vor 10 Jahren unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht haben. Den Rest des Tages verbringen wir damit, auf den Spuren von Sven & Madeleine zu wandeln…

Als wir den Ortseingang passieren, brauchen wir einen Moment um uns zurechtzufinden. Doch zum Glück ist Hyères nicht allzu groß und es dauert nicht lange bis die Erinnerungen lebendig werden. Wir orientieren uns Richtung Bahnhof. Direkt am Bahnhof stehen wir auf demselben Parkplatz, auf dem wir vor 10 Jahren ausgestiegen sind. Gegenüber ist das Hotel, in dem wir eingecheckt haben. Es kommt mir so vor, als ob wir den Schauplätzen einer liebgewonnenen Serie hinterherjagen. Richard ist auch aufgewacht und muss sich erstmal die Beine vertreten. Scheinbar sind die neuen Schuhe richtige Siebenmeilenstiefel.

Unser nächstes Ziel ist die Altstadt mit diesem wundervollen Marktplatz aus unserer Erinnerung. Danach werden wir vielleicht noch den Hausberg besteigen. Mal sehen.

Diese Stadt ist wirklich kein Vergleich zu Marseille. Eher das ganze Gegenteil. Seitdem wir die Autobahn verlassen haben, fühlen wir uns richtig wohl. Die Straßen sind gesäumt von sanften Feldern, Palmen, Zypressenhainen und riesigen Grasbüschen. Hyères ist klein, ruhig und sauber. Sie wirkt wie eine Art Kurort, aber nicht unbedingt überteuert. Die Straßen sind nicht überfüllt und die Menschen haben Zeit. Auf einer Bank sitzen ein paar alte Herren bei einem Plausch und beobachten das bunte Treiben. Der Weg in die Altstadt ist angenehm kurz, aber stetig bergauf. Die Altstadt wirkt an vielen Ecken wie die Vorlage für ein Gemälde. Am alten Markt fühlt man sich eigentlich direkt in ein solches hineinversetzt.

Wir nutzen dies für eine Pause. Die Küche hat leider schon geschlossen, aber ein Crêpe geht immer. Frisch gestärkt geht es weiter bergauf. Vorbei am Templerturm nähern wir uns dem Park und Castel Sainte-Claire. Diese Parkanlage erinnert uns auch an Ausflüge vor 10 Jahren. Diesmal ist Richard hin und weg von den ganz Pflanzen. Er muss immer kichern, wenn er uns unbekannte Blüten berühert und die Mama darauf hin ruft ‘nicht anfassen’, und verstecken spielen unter Palmen hat auch seine Charme.

Auf dem Rückweg kommen wir wieder an unzähligen kleinen, feinen Läden vorbei. Ich glaube, hier würden wir es noch länger aushalten. Aber wir müssen zurück zum Auto. Laut unserer selbst gemalten Parkscheibe ist die Zeit bald rum. Auf dem Rückweg kommen wir tatsächlich noch an dem tollen Restaurante vorbei, indem wir damals so gut gegessen haben. Auch die Pizzeria hinterm Hotel, indem wir den französischen Bomber aus dem zweiten Weltkrieg getroffen haben, existiert noch. Das I-Tüpfelchen ist die Vinothek gegenüber dem Hotel. Als wir damals hier waren, gab es gerade frischen Beaujolais – mein erster und seit damals einer meiner liebsten Weine. Auch diese Vinothek existiert noch und wir bekommen sogar ein Flasche Beaujolais – allerdings keinen von 2004. icon smile Hyères

Es ist schon nach 6 und die Sonne geht unter. Wir fahren hinaus auf die Landzunge. Am Ende der Straße erwartet uns nur noch das weite Meer und die Inseln vor Hyères. Wir stehen auf dem Steg weit draußen im Wasser und lauschen den Wellen. Über uns der Vollmond und im Hintergrund die Umrisse der bergigen Inseln. Einzig Richards Füße wollen nicht stehen bleiben und halten uns in der Realität…

Auf dem Rückweg versuchen wir am Strand von Hyères noch ein schickes Restaurant zu finden. Leider erfolglos. Wahrscheinlich ist die Saison noch nicht eröffnet. Im Zentrum werden wir dann aber fündig. Was für ein ereignisreicher Tag, und was für ein toller Ausflug. Wir haben uns gesagt, dass wir in zehn Jahren wieder herkommen.

Kurz nachdem wir wieder auf der Autobahn Richtung Marseille sind, schlafen Richard und wenig später Madeleine ein. Unterwegs kommen wir wieder an zwei Mautstellen vorbei. Ausserhalb von Deutschland muss man sich übrigens teilweise mit kuriosen Mautsystemen auseinandersetzen. Hier haben wir ein interessantes Geldeinwurfsystem in Form eines riesigen Trichters. Das macht sich gut, wenn es unterwegs mal langweilig wird. Dann kann man an den Mautstationen prima Zielschießen veranstalten.

Wieder in Marseille fahren wir an den riesigen Wohnblöcken vorbei. Auf den Dächern der größten Anlagen sind riesige Scheinwerfer angebracht, die die Umgebung ausleuchten. Sie wirken dadurch wie Gefängnisanstalten aus einem Science-Fiction-Film.

Als ich vom Parkplatz nach Hause laufe, fällt mir wieder unangenehm auf, wie dreckig Marseille ist. In Hyères hätte Richard von der Straße essen können, und hier? Es weht gerade in ordentlicher Wind und auf dem Weg zur Wohnung kommen mir einige Mülltüten und auch ab und an ordentlich Dreck entgegengeflogen. Ich hoffe nur, dass da nicht allzuviel Tauben-, Hund- oder “was auch immer für”-kacke dabei war.

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One thought on “Hyères

  1. schön euren Bericht zu lesen u. zu sehen.So hattet ihr einen tollen Tag,ereignisreich und erinnerungsauffrischend.Richards Schuhe sind ja super,und er sieht damit richtig “in” aus.Euer Wetter ist nicht zu vergleichen mit Dresden.Gestern schon Regen,(nicht den ganzen Tag),sehr stürmisch und sehr kühl.Heute,Sonntag,kalt Regen bis Nachmittag,auch wieder windig und Durchzug kaum macht ein Fenster auf. Die geputzten Fenster wurden wieder markiert.Noch schöne Tage,und bitte melden wegen wichtiger post Mu.

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